Die Historie der Bananendampfer

 

Schon am Ende der 1960er- bzw. am Anfang der 1970er-Jahre wurden Chiquita-Porsche 911, auch Bananendampfer genannt, ab 1969 im Besitz von Alfred Bauhaus senior, in der BRD und dem nahen Ausland oft und erfolgreich als Rennwagen eingesetzt. Die Fahrer waren damals Dieter Fröhlich, Jürgen Neuhaus, Ben Pon, Pauli Toivonen und auch Franz-Adolf Kremer. 

Dieter Fröhlich war ein sehr erfolgreicher Gran-Tourismo-Fahrer, der 1969 auch auf dem Porsche 908 des Gesipa Racing-Teams ein Prototypenrennen gewinnen konnte. Jürgen Neuhaus konnte nach vielen Erfolgen bei Tourenwagenrennen ebenfalls in Sportwagen überzeugen. So gewann er zum Beispiel als Privatfahrer auf dem Porsche 917 K des Gesipa-Racing Teams die Interserie 1970, die zu dieser Zeit bedeutendste Sportwagen-Rennserie Europas. Das Gesipa-Team war durch Neuhaus' Erfolge mit dem Bananendampfer auf ihn aufmerksam geworden und hatte ihn kurz darauf als Fahrer verpflichtet. Gegen Ende seiner aktiven Laufbahn fuhr Neuhaus auch in der Deutschen Rennsport-Meisterschaft, die als Vorläufer der DTM gilt. 

Der Niederländer Ben Pon war zwischen 1961 und 1967 Werksfahrer bei Porsche, nahm sechs mal an den 24 Stunden von Le Mans teil und erzielte dort zwei Klassensiege. Auch nahm Pon 1962 an der Formel 1 Weltmeisterschaft teil (ebenfalls auf Porsche), zog sich jedoch nach einem schweren Unfall aus dem Monoposto-Rennsport zurück, obwohl der Unfall für ihn glimpflich verlief. Der Finne Pauli Toivonen war eine bekannte Größe im Rallye-Sport. Seine größten Erfolge waren der Sieg bei der Rallye Monte Carlo 1966 und der Gewinn der Rallye-Europameisterschaft 1968. Rundstreckenrennen fuhr Toivonen hauptsächlich auf diversen Sportwagen von Porsche und Alpine Renault. Das einzige aktuelle Teammitglied, das schon in den 70ern einen der Chiquita Porsche fuhr, ist Franz-Adolf Kremer. Er fuhr ab 1970 Rennen auf Tourenwagen, GT-Fahrzeugen und einem Eigenbau-Prototypen und konnte sowohl auf der Rundstrecke, als auch bei Bergrennen so manchen Sieg für sich verbuchen.

Zwischen 1968 und 1971 wurden vom Team Chiquita Deutschland vier verschiedene Rennfahrzeuge eingesetzt. Es handelte sich um drei verschiedene Porsche 911 und eine Chevrolet Corvette Sting Ray L88 (C3), wobei Fröhlich der einzige Fahrer des Teams ist, der mit allen vier Bananendampfern Rennen gefahren ist. Er war der Stammfahrer des Teams.

Im Jahr 1968 setzte Dieter Fröhlich seinen eigenen Porsche 911 L in der Gruppe 5 (Tourenwagen) ein. Fröhlichs Vater betrieb zu dieser Zeit eine Tankstelle in Essen. Zu deren Stammkundschaft gehörte auch der Chef von Chiquita Deutschland. Der gelb lackierte Porsche war der optimale Werbeträger für Chiquita. Von da an wurden für jeden Sieg des Bananendampfers 1000 DM Prämie gezahlt. Schon Chiquita I war einer der schnellsten Rennwagen seiner Klasse. So stellten Fröhlich / Pon beim Großen Preis der Tourenwagen 1968 auf dem Nürburgring, immerhin ein Europameisterschaftslauf, den 911 L auf die Pole Position des 89 Teilnehmer zählenden Starterfeldes, welches auch Werksrennwagen von BMW und Alfa Romeo aufwies. Das Rennen gewann ein BMW 2002 Werkswagen. Fröhlich / Pon kamen nach sechs Stunden Rennzeit immerhin als viertplatzierte ins Ziel. In der Saison 1968 konnten mit Chiquita I mindestens sechs Gesamt- und zwei Klassensiege eingefahren werden.

Nachdem der 911 L verkauft worden war, bestellte Alfred Bauhaus senior für die Saison 1969 einen neuen Porsche 911 T Rennwagen in Zuffenhausen. Es sollte die erfolgreichste Saison des Teams werden. Es können mindestens sieben Gesamt- und zusätzlich sechs Klassensiege belegt werden. Diese 13 Siege wurden bei gerade einmal 15 Starts erreicht. Lediglich ein vierter Platz und ein einziger Ausfall sind kleine Flecken auf der ansonsten blütenreinen Weste des Chiquita II in der Saison 1969. Die herausragenden Erfolge waren die Klassensiege bei beiden Läufen zur Sportwagen-Weltmeisterschaft, an denen man teilnahm. Fröhlich / Neuhaus konnten sowohl beim 1000 km-Rennen in Monza, als auch beim 1000 km-Rennen auf dem Nürburgring die GT-Kategorie gewinnen. Dadurch siegten sie gleichzeitig zweimal in der Wertung zur GT-Weltmeisterschaft und konnten somit als einziges Team mehr als ein Rennen in der GT-WM 1969 gewinnen. Das Chiquita-Team steuerte in dieser Saison 40% der für Porsche gewerteten Punkte bei und hatte damit einen großen Anteil am Gewinn des GT-WM-Titels vor Chevrolet und Ferrari. Auch im Gesamtklassment standen Fröhlich / Neuhaus bei beiden WM-Läufen sehr gut da. Auf dem Nürburgring konnte der 18. Platz von 73 Teilnehmern und in Monza sogar der 9. Platz von 69 Teilnehmern verzeichnet werden, obwohl an beiden Rennwochenenden jeweils mehr als 50 Sportwagen / Prototypen am Start waren. Nach jedem zweiten Rennen wurde der Magnesium-Motor des Chiquita II, der genau dem des Carrera 6 entsprach, im Porsche-Werk in Zuffenhausen revidiert. Er leistete auf dem Prüfstand bis zu 213 PS, was selbst für heutige Verhältnisse ein stattlicher Wert ist. Das Porsche-Werk lieh sich den Motor des Bananendampfers sogar einmal aus, um ihn bei den 24 Stunden von Le Mans in einem Werkswagen einsetzen zu können. 1970 verkaufte Alfred Bauhaus senior den Chiquita II jedoch wieder und stattete das Team für diese Saison mit einem Porsche 911 S 2,3 aus.

Im Jahr 1971 holte Bauhaus senior den Chiquita II kurzzeitig zurück, nachdem er immernoch nicht den vollen Kaufpreis erhalten hatte, und stellte das Fahrzeug seinem Cousin Franz-Adolf Kremer, damals aktives Mitglied des Motorsportclubs Scuderia Asciburgium Moers, für einen Renneinsatz in Zandvoort zur Verfügung. Dieses Rennen gewann Kremer prompt.

Der dritte Bananendampfer, den Alfred Bauhaus senior für die Saison 1970 von Porsche aufbauen ließ, war ein 911 S 2,3 mit Kotflügelverbreiterungen vorne und hinten. Auch dieses Fahrzeug wurde sehr erfolgreich eingesetzt. So konnte Dieter Fröhlich beim 1000 km-Rennen auf dem Nürburgring, mit Pauli Toivonen als zweitem Fahrer, den Klassensieg wiederholen und wie schon im Vorjahr die volle Punktzahl zur GT-Weltmeisterschaft beisteuern. Auch 1970 wurde Porsche GT-Weltmeister. Insgesamt wurden mit Chiquita III in der Saison 1970 mindestens vier Gesamt- und drei Klassensiege erzielt. Auch wurde der dritte Bananendampfer für die 24 Stunden von Le Mans 1970 genannt. Doch leider wurde die Nennung des Chiquita-Teams nicht angenommen. Das Fahrzeug tauchte vor einigen Jahren wieder auf und ist nun im Besitz von Urs Beckder das Auto nach einer Komplettrestauration wieder im originalen Chiquita-Design einsetzt. 

Die Corvette L88 kaufte Alfred Bauhaus senior im Juli 1970 von dem deutsch-amerikanischen Rennfahrer Curt Wetzel, nachdem Wetzel dem Chiquita III in dieser Saison heiße Gefechte um die Siege in der Deutschen Automobil Rundstrecken Meisterschaft (DARM) geliefert hatte. Ab dem Sommer 1970 wurde auch die Corvette von Fröhlich gefahren - selbstverständlich in der gelben Chiquita-Lackierung. Auch 1971 wurde die C3 Sting Ray noch sporadisch eingesetzt, allerdings schon vom neuen Besitzer Auto Küke. Die Corvette erwies sich leider als recht unzuverlässig und so findet sich lediglich ein Gesamtsieg aus der Saison 1971 in den Archiven. In den Chiquita-Farben gab es leider ausschließlich Ausfälle. Der amerikanische Wagen wurde 1969 gebaut und hatte einen V8-Motor mit knapp 7500 cm³ Hubraum und ca. 600 PS.

Die Legende der Bananendampfer wurde bei der Familie Bauhaus im Winter 2007 wiedererweckt, als Alfred Bauhaus junior den 911 T von 1969 in Belgien, nahe der Rennstrecke von Spa-Francorchamps, kaufen konnte. Er war straßentauglich, in einem desolaten Zustand und hatte belgische Fahrzeugpapiere. Der Elfer war mehr als 16 Jahre stillgelegt gewesen. Nach dem Kauf stand fest, dass der Chiquita II wieder aufleben musste. Von 2008 bis 2013 wurde der neu aufgebaute Chiquita Porsche von unserem Team eingesetzt und im Frühjahr 2014 verkauft.

  Autogrammkarte von Jürgen Neuhaus, der 1970 auf dem Gesipa Porsche 917 K die Interserie gewinnen konnte.

Belegte Siege der Bananendampfer 1968-1971:

Chiquita I:   6 Gesamtsiege 1968 (DARM Hockenheim, dreimal Zolder, Diepholz, Hohn) 

                     2 Klassensiege 1968 (DARM Mainz-Finthen, Hansa-Pokal Nürburgring)

Chiquita II:  7 Gesamtsiege 1969 (zweimal Hockenheim, 2h Zandvoort, DARM Diepholz, Nürburgring, Wunstorf, Hohn)

                     6 Klassensiege 1969 (zwei Läufe zur DARM, 1000 km Monza, 1000 km Nürburgring, zweimal Zolder)

                     1 Gesamtsieg 1971 (Zandvoort)

Chiquita III: 4 Gesamtsiege 1970 (Hockenheim, DARM Faßberg, DARM Zolder, DARM Mainz-Finthen)

                     3 Klassensiege 1970 (Zolder, DARM Nürburgring, 1000 km Nürburgring)

Chiquita IV: 1 Gesamtsieg 1971 (Flugplatzrennen Wunstorf)

 

Historische Rennaufnahmen von den Bananendampfern:

April 1968: Eines der ersten Rennen von Chiquita I. Noch ohne Chiquita-Beklebung liegt der 911 L auf dem Norisring vor Jürgen Neuhaus in Führung.

 

Großer Preis der Tourenwagen 1968:

Fröhlich / Pon starteten im Chiquita I von der Pole Position.

In der ersten Runde konnten sie ihre Führung noch verteidigen, wurden aber letztendlich von drei Gegnern geschlagen.

Werkfoto der Porsche AG

Dieses Foto von Klaus Tweddell zeigt den Chiquita I ebenfalls beim Großen Preis der Tourenwagen 1968. Dies war ein Lauf zur Tourenwagen-Europameisterschaft (ETCC).

 

Hier sehen Sie nun ein Video, in dem Chiquita I eine Rolle spielt. Es ist eine Reportage über Ben Pon. Zu Beginn sind Aufnahmen vom GP der Tourenwagen 1968 zu sehen.

Die folgenden beiden Bilder stammen von einem Bergrennen auf Chiquita I im Jahre 1968:

 

Im Fahrerlager 1968:

Chiquita I auf dem Anhänger hinter Dieter Fröhlichs Jaguar

 

1000 km-Rennen Nürburgring 1969: Klassensieg in der GT-Klasse bis 2000 cm³ mit Chiquita II. Der größte Erfolg dieses Fahrzeugs.

Werkfoto der Porsche AG

Alle drei Fotos zeigen den Chiquita II beim 1000 km-Rennen 1969 auf dem Nürburgring. In diesem Rennen gewannen Fröhlich / Neuhaus die GT-Klasse bis 2000 cm³ und waren das am besten platzierte Fahrergespann, welches nicht auf einem Sportwagen oder Prototypen unterwegs war.

 

Ein Video vom 1000 km-Rennen Monza 1969. Hier ist der Chiquita II dreimal zu sehen.

 

Westfalen Pokal in Zolder 1969. Nur ein Porsche 910 startete vor Dieter Fröhlich im Chiquita II und kam auch als einziger vor ihm ins Ziel.

 

Im Fahrerlager 1969:

 

Auf diesen Bildern sind unter anderem Alfred Bauhaus senior, Dieter Fröhlich, Jürgen Neuhaus und Helmut Kelleners zu sehen.

 

1000 km-Rennen Nürburgring 1970: Klassensieg in der GT-Klasse über 2000 cm³ mit Chiquita III.

Werkfoto der Porsche AG

Werkfoto der Porsche AG

Die beiden Werkfotos und dieses Foto von Lothar Spurzem zeigen den Chiquita III beim 1000 km-Rennen 1970 auf dem Nürburgring. Fröhlich gewann in diesem Rennen zusammen mit Pauli Toivonen die GT-Klasse über 2000 cm³ und wurde 14. im Gesamtklassment. Wie im Vorjahr war der Bananendampfer das bestplatzierte Fahrzeug, welches kein Sportwagen oder Prototyp war.

 

DARM Zolder 1970: Fröhlich gewann mit Chiquita III vor Schickentanz (rechts) und Wetzel auf der späteren Chiquita IV Corvette C3 Sting Ray

 

Dieses Foto zeigt Curt Wetzel 1970 auf der Corvette C3 L88 Convertible beim Flugplatzrennen Mainz-Finthen 1970:

 

Das folgende Bild stammt aus dem Nachlass von Dieter Fröhlich. Die Chiquita Corvette Stingray L88 beim Flugplatzrennen Wunstorf 1970:


Das folgende Foto zeigt die Chiquita IV Corvette Stingray L88 im Jahr 1972 nachdem die Firma Küke diese von Alfred Bauhaus senior gekauft hatte:

 

Auch nachdem Küke die Corvette weiterverkauft hatte, wurde sie noch bei Rennen eingesetzt:

 

Heute ist die Tony DeLorenzo Corvette C3 Convertible L88 frisch restauriert und wieder für die Straße zugelassen. 


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